„Zuhören und beten“

Simone Ress erklärte, wie Notfallseelsorge funktioniert – Schwester Lidwina gab beim Communio-Impulsabend Einblick in Leben und Leiden von Mutter Marie Therese

Mechernich – Trost zu Tod und Sterben wollte Schwester Lidwina beim jüngsten Impulsabend des Ordo Communionis in Christo in der Hauskapelle in der Bruchgasse vermitteln. Am Beispiel der Lebens- und Leidensgeschichte der Communio-Gründerin Mutter Marie Therese zeigte die Ordensschwester verschiedene Entwicklungsstufen von Kranken auf – von Ablehnung und Widerstand bis zur Akzeptanz und Annahme des eigenen Leidens.

Als Co-Referentin hatte die bekannte Communio-Vertreterin die Notfallseelsorgerin Simone Rees aus Neuss gewonnen, die sich ehrenamtlich im Kriseninterventionsdienst von Feuerwehr und Polizei, in der Altenarbeit und im Hospizdienst engagiert. Sie schilderte an dem gutbesuchten Impulsabend minutiös, wie das Überbringen von Todesnachrichten und die Begleitung der geschockten Angehörigen im wahrsten Sinne des Wortes „funktionieren“.

Schweigen statt „guter“ Ratschläge

Notfallseelsorger im Kriseninterventionsdienst sind vor allem für die Angehörigen da, schenken ihnen alle Zeit, die sie brauchen, um das Unvermeidliche anzunehmen, hören ihnen zu, suchen nach Anhaltspunkten für kurzfristige Orientierung, bieten weder Floskeln noch „gutgemeinte“ Redewendungen an, sondern geben Zuwendung und halten mit den Menschen gemeinsam unerträgliche Situationen aus.

Sie persönlich, so Simone Ress, die sich auch für missbrauchte Nonnen einsetzt, biete den Angehörigen am Schluss immer Segen und Gebet an, was vielem heutzutage ablehnen, aber das eigene stilles Beten, wenn sie wieder zu Hause ist, sei okay: „Dazu sagt keiner Nein.“

Schwester Lidwina schilderte den Fall eines Aidskranken, die die Communio auf dem Höhepunkt der HIV-Hysterie in großer Anzahl bei sich aufnahm, der homosexuell war, nachdrücklich auf seine atheistische Weltanschauung bestand und sich den Besuch von Priestern verbat: „Als die Mutter ihn umarmte, war alles auf einmal alles klar.“ Der Mann habe wieder zu Gott gefunden.

Patronin der Kranken

Sie habe aus den Pflegeinrichtungen und aus dem Hospiz „Stella Maris“ der Communio in Christo sehr oft erfahren, wie Menschen nicht nur ihre Leiden annahmen, sondern in der Krankheit und in der Akzeptanz des Sterben-müssens auch Gott und ihren Frieden fanden.

Mutter Marie Therese sei vielen Kranken über ihren Tod hinaus zur Patronin und Führerin durch ihre Leiden geworden. In einer ihrer letzten Betrachtungen („Das Glück in der Todesstunde“) habe sie das eigene Sterben und die Erlösung und Erfüllung aller Menschenleben in Jesus, dem Erlöser am Kreuz, erblickt.

pp/Agentur ProfiPress