Die Kapelle

Die neue Kapelle Communio in Christo ist auf Wunsch von Bewohnern, Angehörigen und Gästen der Langzeitpflegeeinrichtung für Schwerstpflegebedürftige und des Hospiz Stella Maris entstanden. Als Ort der Stille und Besinnung steht sie allen Menschen offen. Das puristische, symbolträchtige Bauwerk wurde von dem Kölner Architekten Kaspar Kramer entworfen. Die Pietà mit den Opferkerzen wurde von der aus Chile stammenden und auf Burg Engelsdorf lebenden Bildhauerin Maria J. Fernandez geschaffen.
 

Die Architektur

Die Kapelle ist ein strenger, geometrischer Baukörper, dessen Reduktion eine gewisse Würde impliziert. Der Würfel steht auf einer quadratischen Grundplatte, die auf drei Seiten von einer Mauer umgeben ist, die die Platte umfasst, sie umrahmt und dann in den Würfel übergeht. Offenheit und Abgrenzung verbinden sich in dieser spiralförmigen Figur, die den Stille Suchenden offen empfängt und ihn im Inneren des Würfels, herausgehoben aus dem Alltäglichen, konzentriert zu bergen versucht.

Die abendländische Baugeschichte, insbesondere aber die kirchliche Baugeschichte ist von dem großen Gedanken geprägt, dass Gott sich bei der Erschaffung der Welt der Zahl bedient hat. Die Zahl ist also Ausdruck der Weisheit Gottes und liegt der uns umgebenden Wirklichkeit als Ordnungsfaktor zugrunde. Die Darstellung und Verwendung der Zahl im Mittelalter gehörte vor allem ihrem Sinnverständnis nach zur Exegese der Sprache Gottes in Schöpfung, Geschichte und Schriftoffenbarung. Sie wurzelte in der Überzeugung, dass den Zahlenverhältnissen in der von Gott geschaffenen Welt, den Daten der Heilsgeschichte und ihrem Gebrauch in der Bibel ein geheimer Sinn innewohne, der die allgemeine Auslegung der Zahlenallegorese aufdecken könne. So maß man den in der Bibel verwendeten Zahlen besondere Bedeutung zu und machte sie zum Symbol spezifischer Eigenschaften, Werte und Inhalte.

Die quadratische Grundplatte hat als Träger des Würfels die Abmessungen von zwölf mal zwölf Metern, sie ist also 144 Quadratmeter groß – eine Zahl, die an die Kantenlänge des himmlischen Jerusalem, wie sie in der Offenbarung des Johannes mitgeteilt wird, anschließt. Die Zahl der zwölf Apostel im Quadrat galt zu allen Zeiten als besonderer Ausdruck von Stabilität und Festigkeit, das stabile Ruhen in der Welt, der feste Glaubensgrund, das Fundament. Der darauf platzierte Würfel nimmt genau einen Quadranten dieses Grundquadrates ein und hat also die Kantenlänge von sechs mal sechs Metern. Die Zahl Sechs ist nicht nur die Hälfte der zwölf, sondern symbolisiert die Erschaffung der Welt, die Gott an sechs Tagen ins Werk gesetzt hat. Sie ist Ausdruck der „Operation dei“
Aus diesem Zusammenhang des göttlichen Handelns heraus hat man sie übertragen auf unsere Welt und so steht sie als Symbolzahl für das gute menschliche Handeln. Die Fähigkeit des Menschen, fürsorglich und barmherzig zu sein, hilfreich den Schwachen gegenüber, die auf diese Hilfe angewiesen sind, diese Fähigkeit als eine der göttlichen Bestimmungen des Menschen in dieser Welt zu begreifen und in den Mittelpunkt zu stellen, ist ein der großartigen Ideen des christlichen Abendlandes.

"Wir denken, dass in den beiden einfachen Zahlen die Grundidee der Kapelle, nämlich ein Ort der Stabilität in der Welt zu sein und gleichzeitig Ausdruck des Inhaltes der Arbeit der Communio in Christo, auf einfache Weise zum Ausdruck kommt. Wir wollten damit den Bau über seine einfache Form hinaus in einem besonderen, nämlich geistigen Zusammenhang, verankern, ihn damit herausheben und so von einem nur einfach aufgeschichteten Bauwerk nobilitierenden unterscheiden."
Kaspar Kraemer, Köln


Die Pietà

Eine Pietà zu schaffen, ist ein enormes Glück und für viele von uns Künstlern sehr faszinierend. In ihr treffen sich die Dynamik von Religion und Menschlichkeit, das Leid und gleichzeitig die Geborgenheit. Es ist ein Glück, den Raum den Kaspar Kraemer geschaffen hat, mit seinem Licht und der Tiefe zu Verfügung zu haben.
Zunächst habe ich eine Zeichnung gemacht. Anhand dieser Vorgabe entstand das Modell in den tatsächlichen Dimensionen. Das brauchten wir, um die tatsächliche Wirkung in der Kapelle zu sehen. Nun modelliere ich in meinem Atelier die Form und schließlich entsteht das Wachsmodell. Das ist eine sehr alte Technik, heute verwenden viele Künstler synthetische Materialien. Aber Wachs gibt später enorme Tiefe. Viele große Meister wie beispielsweise Rodin haben nur mit Wachs modelliert. Ich persönlich habe die Modelliertechniken vor Ort von italienischen Meistern gelernt. Erst nach dem Wachsmodell gieße ich die Pietà dann in Bronze.

"Die Pietà auf dem Sockel mit ihrer vertikalen Ausrichtung steht für Sicherheit – auch für die kranken Menschen. Sie vermittelt auch die menschlichen Stationen in diesem Leben – von oben bis unten. Der horizontale Sockel mit der funktionalen Form, dem Fach für Kerzen, trägt eine sakrale Funktion, das Licht. Das Geheimnis, das da mitschwingt, kann man nicht in Worte fassen. Es schwingt einfach mit. Der Pietà, die ich für die Communio in Christo geschaffen habe, habe ich den Namen Geborgen im Licht gegeben."
Maria J. Fernandez, Burg Engelsdorf


Künstlerin der Bronzestatue (Pietà): Maria J. Fernandez aus Engelsdorf