Fest auf der „Baustelle Mensch“

Kleiner Katholikentag im Eifelstadion mit großem Spiel-, Ess- und Bühnenangebot in schöner Atmosphäre war ein Erfolg – Trotz enormer Hitze und Staub überall fröhliche Gesichter bei „Out of Church“ und inmitten einer Zeltstadt das Allerheiligste mitten in seinem Volk – Auch der Ordo Communionis in Christo war mit Infostand, Trommelworkshop und Waffelbäckerei vertreten

Mechernich – „Auch wenn die Fußballsaison beendet ist, herrschte am Samstag im Mechernicher Eifelstadion Hochbetrieb. Mehrere Hundert Besucher, darunter Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, kamen zum ersten »Kleinen Katholikentag« der GdG St. Barbara Mechernich. Eine Vielzahl von Organisationen hatte ihre Stände aufgebaut und präsentierte ihre Angebote.“

So beginnen „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Kölnische Rundschau“ in ihren lokalen Montagsausgaben einen Bericht des Journalisten und Autors Stephan Everling über „Out of Church“, eine Idee des in Mechernich wirkenden indischen Geistlichen „Father Stephen“.

George Stephen Rayappan Packiam, so sein vollständiger Name, hatte im Pastoralteam der GdG St. Barbara Mechernich vorgeschlagen, möglichst viele Menschen guten Willens an einem Ort außerhalb der Kirche zusammenzubringen. Es sollte um Gemeinschaft, Gott und Glauben gehen, die man auch außerhalb des Kirchengebäudes finden wahrnehmen kann.

Gastgeber TuS und Stadt

Als sichtbares Zeichen stand am Samstag im Eifelstadion der gemeinsam mit der Stadtverwaltung Mechernich freundlich gastgebenden TuS Mechernich ein Zelt mit dem Allerheiligsten in der Monstranz mitten in einer kleinen Zeltstadt, die das Rote Kreuz Mechernich und das Kirchenzeltlager „Camp St. Agnes“ als Schattenspender für die Kirchentagsbesucher aufgebaut hatten.

„So ist Gott wie weiland im nomadisierenden Volk Israel in der Wüste in Gestalt der Bundeslade mitten unter seinem Volk“, so der Mechernicher Diakon Manfred Lang, der auch stellvertretender Generalsuperior des Ordo Communionis in Christo hinter Generalsuperior Jaison Thazhathil ist. Die „Kleinen geistlichen Gemeinschaften“ um Alexandra Lauterbach sammelten an einem symbolisierten Lagerfeuer Stimmen der Kirchentagsbesucher zu Gott und ihrem Glauben. Der Kinderschutzbund Mechernich lud alle Kirchentagsbesucher zu einem persönlichen Beitrag ein für ein gemeinsames Erinnerungs-Kunstwerk, das bei der Segnungsfeier am Ende gezeigt wurde.

Der Begriff „Katholikentag“ traf den Nagel nicht ganz auf den Kopf, weil es weniger um die Erörterung von Glaubensfragen ging, als vielmehr darum, die Gemeinschaft zu feiern, schreibt Stephan Everling. Andererseits reichte die Liste der Teilnehmer über ein normales Pfarrfest hinaus. „Hier sind alle Gruppen eingeladen, die an der »Baustelle Mensch« arbeiten“, formulierte es Diakon Manfred Lang, der die Veranstaltungsvorbereitung mit Agnes Peters, Marcel Hembach und Father Stephen betreut hatte.

Kühlwagen der „Tafel“ gesegnet

Mit dabei waren das Rote Kreuz, die Tafel Mechernich, die während der Veranstaltung in einem Rutsch ihren neuen Kühlwagen von Pfarrer und GdG-Leiter Erik Pühringer einsegnen ließ, der Kinderschutzbund, der Jugendtreff „Jo4You“, die Sternsinger und Messdiener der Kernstadt-Pfarre St. Johannes Baptist, die Communio in Christo, die Waffeln backte und mit befreundeten afrikanischen Schwestern einen Trommelworkshop organisierte, der Familienkreis Weyer, die indischen Familien von Mechernich mit leckeren Knabbereien vom Subkontinent und einer Modenschau, bei der sie alle, die wollten, in Saris und andere traditionelle indische Gewänder hüllten.

Andere mit Father Stephen befreundete indische Familien bauten ein Buffet mit indischem Essen auf, 200 Portionen indischer Gerichte wie Curry oder Chicken Tandoori hatten sie gekocht – und die fanden reißenden Absatz. Der Kirchenchor St. Cäcilia Mechernich unter der Leitung von Ursula Koch bewirtete die Besucher in der zeltüberdachten Cafeteria mit leckeren selbstgebackenen Kuchen, der Festausschuss Mechernicher Karneval war mit dem bei der Vorbereitung äußerst aktiven Vereinskartellchef Marcel Hembach Betreiber des begehrten Getränkestandes.

Null-Promille-Drinks, vegane Erbsensuppe

Die im Johanneshaus beheimatete Selbsthilfegruppe „Der erste Schritt“ servierte in der „Null-Promille-Bar“ köstliche alkoholfreie Longdrinks“, das Rote Kreuz vegane Erbsensuppe und auch solche mit Fleischeinlage, die Pfarrgemeinde Holzheim servierte in einer Riesenpfanne selbstgebackene Reibekuchen mit und ohne Apfelmus. Jenny Arenz von der Katholischen Grundschule Mechernich bot für Kinder einen Kistenkletter- und Geschicklichkeitsparcours an.

Mechernicher Künstler um Donata Reinhardt und Ela Rübenach beteiligten sich mit einer Ausstellung großformatiger Bilder, die während der Coronazeit an der Brüstung des Rathausbalkons gehangen und den Menschen Mut gemacht hatten. Auch der Floisdorfer Künstler Franz Kruse, der Kurator der Galerie im Mechernicher Rathaus ist und am Eifelstadion sein Atelier unterhält, beteiligte sich mit der Ausstellung seiner Kreuz-Exponate, die unter anderem schon bei der Communio in Christo und in der Pfarrkirche Mechernich, im Kreuzgang des Klosters Steinfeld und in Eschweiler gezeigt worden waren.

„Das Wichtigste ist Gemeinschaft“

„Das wichtigste Element ist die Gemeinschaft“, sagte Father George Stephen Rayappan Packiam, der die Idee dazu hatte, die Menschen an einen Platz außerhalb der Kirche einzuladen. „Bei einer Einladung in die Kirche sieht man, was passiert“, sagte er. Es gebe rund 9000 Katholiken in der GdG Mechernich, die angesprochen werden sollten. Viele seien latent mit der Kirche verbunden, fänden aber immer seltener den Weg in den klassischen Gottesdienst.

Stephan Everling schreibt in „Rundschau“ und „Stadt-Anzeiger“: „Besonderen Anklang fand neben der Cafeteria, die vom Kirchenchor betrieben wurde, das originale indische Büffet. »Wir haben in unserer Stadt eine starke indische Gemeinschaft«, erläuterte Diakon Lang. Ursprünglich seien diese in den 50er und 60er Jahren als medizinische Pflegekräfte für das Krankenhaus nach Mechernich gekommen. 17 Familien seien geblieben und viele davon heute in der Stadt beheimatet. Beliebt war ihre Modenschau, bei denen Frauen und Mädchen indische Saris ausprobieren durften.

An einem Stand präsentierte sich die Kirchengemeinde Holzheim, die sich um die Finanzierung der Sanierung ihres vom Holzschwamm befallenen Kirchendaches sorgt. „Derzeit ist die Kirche von innen eingerüstet, so dass der Schaden begutachtet werden kann“, so Peter Schneider vom Kirchenvorstand.

„Die Kostenschätzungen belaufen sich derzeit auf 1,6 Millionen Euro“, sagte Christoph Ohlerth, Mitglied des Kirchenvorstandes. Einen Großteil übernehme das Bistum, doch die Rücklagen der Gemeinde seien aufgebraucht, externe Hilfe sei notwendig. Der Verkauf von Reibekuchen wird wenig lindern, aber die Holzheimer wollten bei „Out of Church“ dabei sein und nebenbei auch die anderen auf ihre missliche Lage aufmerksam machen.

Um Information ging es auch an anderen Ständen, vor allem aber um Solidarität, wie Donata Reinhardt von den Mechernicher Künstlern in einem Interview mit dem moderierenden und bei der „Eifel-Gäng“ mitsingenden Diakon Manni Lang sagte. Bei der weithin bekannten Mundart-Kabarett-Truppe fehlte in Mechernich der Krimiautor Ralf Kramp, dafür sprangen Kirchenmusiker Erik Arndt am „Quetschböggel“ und Frontmann Günter Hochgürtels Sohn Valentin den „Eifel-Gängstern“ zur Seite.

Zweimal „Sacro-Pop“ vom Feinsten

Im Bühnenprogramm waren die Chöre die Stars. Eröffnet wurde der Reigen von der Sacro-Pop-Band „Rainer Wahnsinn“ mit Chor unter der Leitung des früheren Mechernicher Kirchenmusikers und jetzigen „Von Stülp“-Gitarristen Rainer Pütz. Nach der modifizierten „Eifel-Gäng“ trat „Kakus Vokale“ unter der Leitung von Uli Schneider auf, ebenfalls aus der Abteilung „Sacro-Pop“ mit Nummern wie „Jesus Christ, Superstar“, „I will follow him“ und „Oh happy Day“.

Das ist Kirchenmusik der Gegenwart, die von Jazz, Folklore, Beat und Popmusik beeinflusst wurde. „Sacro“ steht für „heilig“ und „Pop“ als Abkürzung für „Populäre Musik“. Die von Rainer Pütz und Peter Knipps 1994 gegründete Sacro-Pop-Band „Rainer Wahnsinn“ eröffnete den kleinen Katholikentag „Out of Church“ mit dem Mutmach-Hit der „Toten Hosen“: „An Tagen wie diesen…“

Der Mechernicher Kirchenmusiker, Organist und Chorleiter Erik Arndt trat nicht nur mit dem Mechernicher Kinderchor im Bühnenprogramm in Aktion, sondern auch während einer Segnungsfeier am Schluss, die die Jugendgruppe mit Pfarrer Erik Pühringer vorbereitet hatte, mit einer Chorgemeinschaft aus Mechernich, Floisdorf, Kallmuth, Vussem und Weyer.

Gerade beim 75. Eifeler Musikfest Pfingsten in Steinfeld hatte der Mechernicher Profimusiker Arndt Furore gemacht mit der deutschen Gesamterstaufführung des „Miserere“ des zeitgenössischen englischen Starkomponisten Sir Karl Jenkins. Im Eifelstadion intonierte er mit seinen Chören Segenslieder und mit dem Kinderchor einen Zyklus unter dem Titel „Wir ziehen in den Frieden“.

Hilfe von Elektro-Braun und Papstar

Großzügige Gastfreundschaft und Unterstützung gewährten Stadtverwaltung und TuS Mechernich dem „Kleinen Katholikentag“, ebenso engagierten sich das Rote Kreuz um Sascha Suijkerland, der Festausschuss Mechernicher Karneval und städtischer Bauhof. Unentgeltlich stellten auch die Firmen „Elektro Braun“ und PAPSTAR Material und Arbeitskraft in den gemeinsamen Dienst auf der „Baustelle Mensch“.

Das war dem 1967 in Indien geborenen Father George Stephen Rayappan Packiam, dem geistigen Ideengeber, wichtig: „Ich wollte, dass Kirche als Gemeinschaft von Menschen auch außerhalb ihrer gewohnten »Mauern« wahrgenommen und erfahrbar wird. Deshalb auch das vom Seelsorgeteam gefundene Motto »Out of Church«. Wir gehören alle zusammen und unterstützen uns gegenseitig in der Gesellschaft.“ Man habe die Leute weder „zutexten“, noch „missionieren“ wollen, sondern gemeinsam feiern.

pp/Agentur ProfiPress